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Meine Arbeit als Clickworkerin

Beitrag von Lisa Däumler / Clickworkerin in Offenburg

Von zu Hause arbeiten, flexible Arbeitszeiten und ganz nebenbei Geld verdienen: Genau das Richtige für mich! Damals bin ich 17 Jahre alt, es ist das Jahr des Weltuntergangs, 2012.

Schon länger suche ich nach einer Möglichkeit, eines meiner Hobbies zu Geld machen zu können. Die Plattform clickworker.de verspricht mir genau das: Verschiedene Website-Betreiber geben hier sogenannte SEO Texte in Auftrag. 

In der Erwartung einer Herausforderung melde ich mich als Clickworkerin an und darf nach einem multiple choice Deutsch-Test meine ersten Aufträge anschauen. Anfangs geht es nur um 3-4 € für ernüchternde Keyword-Aneinanderreihungen: “Kaufen Sie jetzt Shampoo zur Haarpflege, nur 1,99 € für ein top Haarpflegeprodukt zum Haare pflegen bei spar100.” Da anfangs selbst die Wort-Reihenfolge und Keyword-Dichte in einem Satz vorgegeben ist, stellt der vorherige Satz ein durchaus realistisches Beispiel dar.

Als ich nach einiger mühsamer SEO-Texterei endlich für attraktivere Projekte freigeschaltet werde, scheinen die 50 € für ca. 3 Seiten Text ein echter Gewinn zu sein. Da jetzt allerdings Texte und Online-Ratgeber über die touristische Attraktivität von Kulturstädten gefragt sind, verwende ich einige Stunden mit der Recherche zu den jeweiligen Themen. 

Jeder meiner Texte geht an einen anonymen Lektor, der nach einer Korrekturschleife entscheidet, ob ich mein Geld erhalte oder leer ausgehe und entsprechend heruntergestuft werde. Aus Angst, meine Arbeit könnte unbezahlt bleiben, prüfe ich insbesondere bei Ratgebern jeden Fakt doppelt und brauche dadurch mindestens einen Tag zur reinen Informationsbeschaffung. Ein weiterer Tag geht anschließend für das Schreiben der Texte drauf, sodass ich auf ca. 3€ Stundenlohn komme.

Tatsächlich wurde nur einmal einer meiner Texte in die Korrekturschleife geschickt und so hart die Kritik auch war-”unlesbar, voller Füllwörter, amateurhaft”-so sehr hat es mir bei der Verbesserung meines Schreibstils geholfen. Denn nachdem der erste Frust verflogen war, musste ich dem Lektor teilweise Recht geben. Noch heute bemerke ich meinen Hang zu “aber-auch-jedoch“, wenn ich mich in einem Thema nicht sicher fühle. Mir hat diese Erkenntnis während des Studiums und beim Verfassen meiner Thesis sehr geholfen!

Daher habe ich durchaus etwas aus dieser Arbeitserfahrung mitgenommen – allerdings erschienen mir die anonymen Lektoren, ihre nicht nachvollziehbare Qualifikation und die geringe Bezahlung fragwürdig. Clickworker-Arbeit klingt attraktiv, zahlt sich aber meiner Erfahrung nach bei Weitem nicht aus.

Der “unlesbare” Text wurde letztlich akzeptiert, ich habe anschließend aber keine weiteren Projekte für clickworker.de übernommen. Mein Interesse habe ich dabei nie verloren: Drei Jahre später durfte ich meinen ersten Beitrag für stern.de schreiben und bin schließlich glücklich in der Konzeption bei VISIONSBOX gelandet.

Clickworker: Personen, die (meistens nebenberuflich) online Aufträge übernehmen, für die Unternehmen keinen Spezialisten engagieren wollen.

SEO: search-engine-optimated, Inhalte zur besseren Auffindbarkeit bei google optimieren

Keyword: “Schlüsselwort”, das User in google eingeben, um nach Inhalten zu suchen, Bsp: “Marmorkuchen”, um Rezepte zu erhalten. Je mehr dieser Wörter in einem Beitrag vorkommen, desto weiter oben listet die Suchmaschine den Inhalt.

Lektor: Person, die Texte Korrektur liest und Feedback an den Autor gibt.

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